Die Fragen sind:
- Wie vernetzen wir uns digital-analog so, dass wir unserem Auftrag, unserer Passion und unserer Profession gerecht werden?
- Wie gestalten wir unsere gesellschaftlich-relevante Kommunikation und vernetzen die Akteure dabei zum Vorteil aller Bildungszielgruppen?
- Wann ging das eigentlich los, wir alle im Internet?
- Und wann war uns zum ersten Mal bewusst, dass es auch mal ohne geht?
Im Urlaub zum Beispiel. Für Stunden, wenn nicht gar für Tage. Dann wird es aber schon eng, wenn man nicht delegieren kann. Gibt es Nachrichten von der Familie, aus der Peergroup, vom Sport? Wie wird das Wetter? Läuft der Nah- und Fern- und Flug- und Schiffs-Verkehr so wie gewünscht? Wie heißt denn das Lied, das du da immer summst und wer von uns kennt die Fakten und wer legt sie weitläufig aus?
Ohne Internet geht es so gut wie immer: wenn man seine Leute dafür hat und das Digitale delegieren kann. Das kommt sehr gut an, im Management und im politischen Raum, beschreibt aber statt einer scheinbaren Unabhängigkeit eher eine direkte Abhängigkeit von menschlichen Analog-Digital-Wandlern. Der wirklich freie Mensch geht selbst ins Internet. Dabei sind digitaler und analoger Lifestyle immer öfter gleichzeitig am Start. Je jünger desto gleichzeitiger. Das ist zwar kein gutes Deutsch, aber wahr.
Wir leben das Digitale im Analogen. Wir sitzen im Büro am Computer, zuhause auch, manchmal sogar in der Schule. („Sogar“ nur deshalb, weil die Schule so langsam ist und nicht hinterherkommt in die Gleichzeitigkeit.) Wir haben unser online-fähiges Handy dabei, mehr als jeder dritte ein Smartphone, oft mit besserem Prozessor als der alte Schulrechner oder der im Büro. Wir sitzen mit Freunden im Café, beim Sport, in der Mittagspause, gehen Einkaufen, aufs Amt und halten dabei digital Kontakte, tauschen Nachrichten und Neuigkeiten aus und informieren uns.
Und wir verabreden uns effizient und verbindlich zu Treffen, Aktionen, Zusammenarbeit und Projekten online, dann, wenn jeder seine Optionen kennt, kurz vorher. Und wer nicht digital dabei ist, hat deutlich weniger Optionen und muss viel Zeit mitbringen. Das muss nicht immer schlecht sein, ist es aber oft. Wir nehmen darauf, wenn überhaupt, auch nur ungern Rücksicht. Wir sind genervt.
Genervt ist auch, wer dem Strom der Information im Digitalen ohne funktionierende Filter gegenübersteht. Zuviel des Guten, des Fließenden, des Überflüssigen! In die Ecke, Besen! Da ist wahre Meisterschaft gefragt. Sicher gibt es Optionen, nicht im Informationsfluss tauchen, schwimmen oder waten zu müssen, ihn zu meistern. Wie ein Fischer trockenen Fußes (was spricht gegen Gummistiefel) im Boot mit einem Netz die richtigen Brocken ins Trockene bringen. Das aber muss jeder erst lernen. Glaube keiner, das ist schwer für mich und leicht für die anderen, die jüngeren, digital eingeborenen gar. Jeder hat da so seine Baustellen in der Digitalkompetenz. Oder müsste es Digital-Analog-Kompetenz heißen? Oder Medienkompetenz (die ist wenigstens wissenschaftlich beschrieben)? Oder doch eher Medienbildung? Digitalbildung …
Wie wir es auch nennen, wir müssen es erlernen. Hier betreten wir alle „Neuland“, fruchtbares und furchtbares. Wir machen es uns zu Eigen, so gut wir eben können. Jeder für sich und dann doch so ganz und gar nicht allein. Wir vernetzen uns.
Die Frage ist: Wie vernetzen wir uns digital-analog in der Medienbildung, dass wir unserem Auftrag, unserer Passion und unserer Profession gerecht werden? Wie gestalten wir „Medienbildung online“ und vernetzen die Akteure dabei zum Vorteil von Kindern und Jugendlichen? Diese Fragen müssen wir gemeinsam beantworten: in den Institutionen, in den Gremien, in den Projekten und in der täglichen Arbeit.
Klar ist: Wir dürfen die Kinder und Jugendlichen, ihre Eltern und Verwandten und auch die Großelterngeneration damit nicht allein lassen! Wir müssen, können und wollen vor allem jungen Menschen auch in der digital-analogen Erschließung unserer Welt die Hand reichen und ihnen Stütze und Anker sein, ihnen helfen, selbstbestimmt und selbstwirksam eigene Interessen zu vertreten.
Dieser Text von mir ist vor etwa 10 Jahren unter der CC-Lizenz BY-NC-SA auf den Seiten des Landesjugendrings MV erschienen.