Ich bin Silas! – Eine bewegende Transgendergeschichte in deutscher Erstaufführung

Ich bin Silas, Probe im Jungen Staatstheater Parchim – Foto: Andreas Beck
Redaktion: Andreas Beck
Kamera/Schnitt: Team TV Schwerin

Der TV-Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit TV-Schwerin und dem Mecklenburgischen Staatstheater.

Silke ist nicht Silke, sondern Silas. Wie kommt sie darauf? Oder er? Und was geht es die anderen an? Ein dänisches Jugendstück, zum ersten Mal in deutscher Sprache auf der Bühne, nimmt die Parchimer Zuschauenden mit in die konfliktreiche Identitätsfindung eines Jugendlichen. Jugendtheater für Herz und Bildung, nicht nur junger Menschen.


Ich bin Silas! – Eine bewegende Transgendergeschichte in deutscher Erstaufführung

Silke ist nicht Silke, sondern Silas. Wie kommt sie darauf? Oder er? Und was geht es die anderen an? Diese Fragen stehen im Zentrum des dänischen Jugendstücks „Ich bin Silas“, das zum ersten Mal in deutscher Sprache auf der Bühne zu sehen ist. Das Junge Staatstheater Parchim bringt das Stück, geschrieben von der Erfolgsautorin Julie Maj Jakobsen, mit beeindruckender Intensität und Sensibilität auf die Bühne der Kulturmühle Parchim.

Eine Geschichte der Selbstfindung

Die Geschichte von Silas beginnt mit der klaren Erkenntnis: „Deine Antipathie hat mich lange erstaunt. Jetzt ergibt alles Sinn, du hast einfach Angst vor Frauen.“ Dieser Satz aus der Einstiegssequenz des Stücks zeigt die grundlegenden Konflikte auf, die Silas durchlebt. Gespielt von Carlotta Aenne Bauer, die neu im Ensemble ist, zeigt Silas den Kampf und die innere Zerissenheit eines jungen Menschen auf der Suche nach seiner wahren Identität.

Carlotta Aenne Bauer meistert die Herausforderung, die vielen Facetten von Silke und Silas darzustellen. Man sieht eine Person, aber es ist ein Prozess, diese Person zu finden, zu erkennen und letztlich zu akzeptieren. Silas war eigentlich immer schon Silas, nur nicht für alle anderen. Die inneren und äußeren Konflikte sind vorprogrammiert und betreffen weit mehr als nur die Sexualität.

Rollenbilder und Erwartungen

Im Stück geht es um die Rollen- und Geschlechterbilder, die tief in unseren Köpfen verankert sind, und wie wir reagieren, wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden. Eine Schlüsselszene zeigt Silke, die sich weigert, ein Kleid zur Konfirmation zu tragen – eine Entscheidung, die nur von ihrer älteren Freundin Hedwig, gespielt von Lena Blauth, verstanden wird. Es geht darum, wie Menschen mit Erwartungen umgehen, die sie nicht erfüllen können oder wollen. Es geht darum, authentisch zu sein und den Mut zu haben, gegen den Strom zu schwimmen.

Eine Inszenierung für Herz und Bildung

Die Inszenierung von Katja Mickan und die Ausstattung von Louise Czerwonatis konzentrieren sich ganz auf die Charaktere und die Erzählung. Die Bühnenbilder und Requisiten sind minimalistisch gehalten, um den Fokus auf die Entwicklungen und Konflikte der Figuren zu lenken. Hier gibt es nichts was von den Charakteren und der Erzählung ablenken könnte. Den jungen Schauspielenden gelingt es dabei, die Entwicklungen ständig im Fluss zu halten und dran zu bleiben, ohne auf unterschiedliche Tempi und verknüpfte Handlungsstränge verzichten zu müssen.

Für das junge Publikum ist das Stück eine Aufforderung zur Offenheit und Fantasie. „Das Theater ist ein ziemlich cooler Ort,“ meint Carlotta Aenne Bauer und betont, wie wichtig es ist, solche Geschichten zu erzählen und zu erleben.

Ein Theaterstück, das bewegt

„Ich bin Silas“ ist nicht nur ein Theaterstück, sondern ein Erlebnis, das Herz und Verstand gleichermaßen anspricht. Es zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass Identitätsfindung ein komplexer, oft schmerzhafter Prozess ist, der Mut und Verständnis erfordert. Die Aufführung am Jungen Staatstheater Parchim ist ein wichtiger Beitrag zur Diskussion über Geschlechterrollen und Identität und ein Empfehlung für alle, die sich für modernes, gesellschaftlich relevantes Theater interessieren.


Redaktion: Andreas Beck

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